Eine Orgel für die Abtei

Neue, "alte" Orgel für die Abtei

Manchmal sind es schöne Zufälle, die dazu führen, dass sich Dinge zu einem besonderen Ereignis entwickeln.

Weil ein Brautpaar seine Hochzeit in der Abtei feierte und Organist Daniel Andernach, der sie musikalisch begleitete wusste, dass in seiner Heimat-Kirchengemeinde in Sinzig eine neue Orgel angeschafft wird, wandte er sich an die Verantwortlichen der Stiftung.

Der Gedanke dahinter: die alte elektronische Orgel könnte doch für die Abtei Rommersdorf eine Bereicherung sein.

In der Evangelischen Adventskirche in Sinzig begleitete Daniel Andernach mit dem Instrument viele Jahre lang die Gottesdienste. 

Die Evangelische Kirchengemeinde Remagen-Sinzig, die sich für die Anschaffung einer neuen Orgel für ihre Kirche entschieden hatte, war froh, als von Seiten der Stiftung Abtei Rommersdorf positive Signale kamen, das alte Instrument als Geschenk übernehmen zu wollen. Zuvor war Kantor Thomas Schmidt von der Evangelischen Marktkirchengemeinde in Neuwied, von dem auch Daniel Andernach einst ausgebildet worden war, von der Stiftung gebeten worden, das Instrument zu begutachten.

Nachdem sich dann 2022 Stiftung und Kirchengemeinde einig waren, begannen in Rommersdorf die Überlegungen und Planungen, um einen geeigneten Platz für die Orgel zu finden.

Helmut Serf und KD Boden, die sich seit Jahren in der Abtei um viele kleinere und größere bauliche Maßnahmen kümmern, untersuchten einige in Frage kommende Plätze in der Abtei.

Insbesondere Helmut Serf, der schon von Berufs wegen mit Baumaßnahmen vertraut war, entwickelte Ideen für einen Standort. Gerade in einem alten Gebäude, wie der Abtei Rommersdorf, spielen statische Anforderungen eine besondere Rolle, die es bei der Aufstellung eines doch so gewichtigen Instrumentes zu berücksichtigen galt. Zudem sollte es ein prominenter Platz im Kirchenschiff sein.

Fündig wurde man im Querhaus des Chors. Hier, unmittelbar gegenüber der sog. „Abtskapelle“ oder Sakristei, gab es in ca. fünf Metern Höhe eine alte Maueröffnung, zugänglich nur über das unter dem Dach befindliche frühere Dormitorium. 

Helmut Serf und KD Boden bauten in kleinem Maßstab ein naturgetreues Modell (Bild rechts) der Empore, sodass man sich im Vorstand der Stiftung ein realistisches Bild von dem Vorhaben machen und letztlich zustimmte konnte. 

Nach einigen statischen Prüfungen und Gesprächen mit den ausführenden Handwerkern, wurde die bereits vorhandene Maueröffnung auf eine normale Türhöhe vergrößert und in der Wand des Querhauses eine Holzempore eingezogen (Bild links). 

Die Maurerarbeiten wurden in Eigenregie durch die Stiftung vorgenommen. Helmut Serf, KD Boden und Viktor Baum nahmen alte Bruchsteine weg und gestalteten einen begehbaren Durchgang zu der neuen Empore.

Die auf Baudenkmalpflege spezialisierte Leubsdorfer Zimmerei Christian Schneider übernahm den Auftrag, die Empore in Holzbauweise zu bauen und die Orgel an ihren neuen Standort zu heben. Hier ist insbesondere Johannes Nickenig von der Firma Schneider zu erwähnen, der mit seinen profunden Kenntnissen und Fähigkeiten aus edlen Hölzern ein solides Bauwerk schuf.

Am 20. November 2023 war es dann soweit. Die Orgel wurde mit einem kleinen Kran auf die Empore gehoben.

Zunächst wurde die Empore nur mit einem provisorischen Geländer gesichert. 

Christian Schneider und Johannes Nickenig haben aber inzwischen auch hier eine dem Ort angemessene Balustrade gezimmert. 

Dr. Reinhard Lahr, der Geschäftsführer der Stiftung Abtei Rommersdorf, hatte die Idee, hierfür alte Kirchenbänke zu verwenden, die ehemals in der Kirche St. Margaretha in Heimbach-Weis standen und seit langem in der Abtei gelagert waren. 

Bei einer ersten Vorbesprechung im ehemaligen Dormitorium der Abtei, konnten sich Dr. Reinhard Lahr, Helmut Serf und Christian Schneider vom Zustand der Eichenholzbänke ein Bild machen (Foto rechts, v. l. n. r.). Das Holz bot eine hervorragende Grundlage für die geplante Verwendung.

Am 15. Dezember 2023 war dann auch dieser Schritt vollendet. Die Balustrade ist fertig gezimmert und wurde nun an der Empore angebracht.

 




Im Vorstand der Stiftung ist man sich einig, dass mit dem Bau der Empore und der Inbetriebnahme der Orgel ein zusätzlicher Impuls gefunden werden konnte, die alte Abtei wieder mit Leben zu erfüllen. Die Orgel bietet die Möglichkeit zum Beispiel bei Hochzeiten aber auch bei anderen kleineren Veranstaltungen zu einer musikalischen Untermalung beizutragen.

Am 27. Dezember 2023 – anlässlich der weihnachtlichen Johanniswein-Segnung durch die Prämonstratenser-Tertiaren – wurde die Orgel nun feierlich an ihrem neuen Standort eingeweiht.

Organist Daniel Andernach beim ersten Spiel auf der neuen Orgel in der Abtei Rommersdorf, begleitet von Johannes Hachemer (Trompete)

Der Organist der Evangelischen Adventskirche in Sinzig, Daniel Andernach, dem letztlich alles zu verdanken ist, spielte an dem Tag u. a. "Großer Gott wir loben dich", ein passendes Stück für diesen Anlass. Begleitet wurde er dabei von Trompeter Johannes Hachemer.

Viele Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgten die Segnung der neuen Orgel auf der Empore

Eine große Zahl von Interessierten ließen es sich nicht nehmen, an diesem besonderen Tag dem Ereignis beizuwohnen. Die Tertiaren, die an diesem 27. Dezember eigentlich nur die Wein-Segnung zelebrieren, segneten zugleich die neue Orgel.


 


Nach über 200 Jahren erklingen nun wieder Orgeltöne in Rommersdorf. Dem Engagement vieler Ehrenamtlicher ist es zu verdanken, dass die Abtei damit einen weiteren Baustein ihrer uralten Bedeutung zurückerlangt. Auch die Zeremonie der Prämonstratenser-Tertiaren, in ihren weißen Kutten, lies die Gäste an diesem Tag für einen kurzen Moment das Gefühl erahnen, wie sich das Leben in der Abtei vor hunderten von Jahren dargestellt haben könnte.  

Die Prämonstratenser-Tertiaren bei der Wein-Segnung


An dieser Stelle einen Dank an all jene, die zu der Realisierung dieses Ereignisses beigetragen haben!


                                                                                                                                        (Fotos Wolfgang Hartmann, Reinhard Lahr)