"Mautapfel" und "Rheinischer Bohnapfel"
- pomologische Botschafter der Abtei -
Es ist inzwischen schon eine gute Tradition, dass auf dem Gelände der Abtei Rommersdorf im Herbst, junge Obstbäume verteilt werden, die zum Erhalt der Streuobstwiesen in der Region beitragen sollen.

Begonnen hatte alles 2014 mit einer Initiative von Dr. Reinhard Lahr, dem Geschäftsführer der AR-Stiftung und zugleich selbst passionierter „Streuobstwiesenwirt“. Im Frühjahr des Jahres hatte er von uralten Mautapfelbäumen Edel- oder "Poss-"Reiser geschnitten und diese auf Sämlinge aufpfropfen lassen.
Neben der Neupflanzung junger Mautapfelbäume wurden zudem bereits größere Bäume vor den Toren der Abtei umveredelt, um den Mautapfel wieder im Umfeld ihrer historischen Heimat anzusiedeln.
Aus alten Quellen ist zu entnehmen, dass noch Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Wiesen und in den Gärten der damals bereits aufgelösten Abtei rund 2.000 Obstbäume standen, davon etwa 1.000 Apfelbäume.

Der „Mautapfel“ soll als Mutante des Bohnapfels um 1780 in der ehemaligen Prämonstratenserabtei gezüchtet worden sein, wahrscheinlich auch dessen Mutter, der „Rheinische Bohnapfel“, den die französischen Revolutionssoldaten zwischen 1793 und 1798 bereits wertschätzten und mit „bon“ belegten, woraus die spätere Bezeichnung erwuchs, und der 1922 als Reichsobstsorte weite Verbreitung fand. Auch der „Promologen Verein e. V.“ (Erhaltnetzwerk Obstsortenvielfalt), erwähnt in der Beschreibung des Mautapfels die wahrscheinliche Herkunft aus der Abtei Rommersdorf („Deutschlands Obstsorten“; 26. Lieferung 1934).

Reinhard Lahr ist einer von immer mehr Privatpersonen, die Liebhaberobstanbau betreiben, wobei meistens aus den Früchten Saft hergestellt wird. Gegenüber dem konventionellen Obstanbau steht hier oft das gemeinsame Bestreben, die landschaftsprägende Kulturlandschaft wiederzubeleben, im Vordergrund. Aber nicht nur Saft wird hergestellt, sondern auch Apfelschnaps gebrannt. Als Basis für den Klosterbrand werden der Rheinische Bohnapfel und der Mauptapfel gewählt. Dem Erhalt dieser beiden Sorten haben sich Lahr und seine Mitstreiter verschrieben.

Bei einem „Streuobstseminar“, das 2014 durchgeführt wurde, konnten die Teilnehmer Einblicke in die Geschichte des Obstbaus vor Ort, die Pomologie des Mautapfels sowie neueste Bemühungen, diese Sorte auf Jungbäumen in den umliegenden Gemarkungen wieder zu verbreiten, erhalten und ihr Wissen vertiefen.

Dazu gehörte auch, im Rahmen einer Begehung vor den Toren der Abtei, die Gelegenheit, neben einzelnen neu gepflanzten Apfelbäumen alter Sorten auch bereits größere umveredelte Bäume mit ihren Früchten kennenzulernen und mehr über die Besonderheiten der Sorten zu erfahren.
Schon seit Jahrhunderten prägt die Abtei Rommersdorf die Region rund um Neuwied. Das Kulturdenkmal begeistert sowohl historisch interessiertes Publikum als auch Gartenfreunde und Architekturliebhaber. Einige Mitglieder des Fördererkreises der Abtei Rommersdorf engagieren sich auch im Bereich Streuobst. Viele Streuobstwiesen rund um die ehemalige Abtei, die traditionell das Landschaftsbild der Region prägen, werden so vom Verbuschen bewahrt.
Inzwischen werden nicht mehr nur die beiden Apfelsorten jährlich aufbereitet und ausgegeben, sondern viele alte Obstsorten finden den Weg auf die Streuobstwiesen in der Region.

Finanziert wird die Aktion von der Kreisverwaltung Neuwied, als Unterer Naturschutzbehörde. Die neuen Bäume sind für die Erwerber kostenlos. Lediglich über eine Spende zugunsten der Abtei freuen sich die Verantwortlichen.