Rommersdorf Festspiele 2025

Boris Weber präsentierte "Lieder für uns"

Ein vielseitiger Künstler, Boris Weber

Eigentlich stand für die Eröffnung der diesjährigen Festspiele in der Abtei Rommersdorf, Hugo von Hofmannsthal's JEDERMANN auf dem Programm, in einer ganz besonderen Fassung, gespielt nur von einer einzigen Person. Auf Grund eines operativen Eingriffs kurz vor der Premiere, konnte Schauspieler Boris Weber dieses anspruchsvolle Stück nicht präsentieren. Aber Boris Weber ist nicht nur Mime sondern auch ein hervorragender Sänger. 

Und als solcher unterhielt er dann sein Publikum mit "Lieder für uns". Dieses Programm ist eine bunte Mischung aus Werken von Georg Kreisler aber auch aus Musicals wie "Les Miserables". Mal boshaft, mal kritisch ab und an auch etwas schwulstig, aber immer wunderbar vorgetragen. 

Boris Weber und Cynthia Grose


Dazu trug auch das einfühlsame Spiel von Cynthia Grose bei, die Boris Weber am Klavier begleitete. 

Dass es insgesamt ein kurzweiliger Abend wurde, lag aber auch daran, dass Boris Weber zwischen den Liedern, immer wieder mit dem Publikum Kontakt aufnahm, insbesondere den vielen Politikerinnen und Politikern, die traditionell in großer Zahl am Eröffnungsabend anwesend sind. Dabei ließ er immer wieder sein Alter Ego durchblitzen, wenn er in der Rolle des "RAINER" lokale Geschehnisse in Neuwied persifliert. 

Auch wenn sich viele im Publikum auf das Theaterstück um den Jedermann gefreut haben dürften, Boris hat mit "seinem" Eröffnungsabend für eine gebührende Alternative und hervorragende Unterhaltung gesorgt.

Paule - vertraulich 

zum wiederholten Mal Gast in Rommersdorf, Ina Paule Klink

So der Titel ihres aktuellen Albums, dessen Songs sie nun bei den Festspielen in Rommersdorf ihrem Publikum präsentierte. Viele kennen Ina Paule Klink als Schauspielerin aus vielen Fernsehfilmen. Dass sie auch auch eine hervorragende Sängerin ist, stellte sie nun wieder im Englischen Garten unter Beweis. Bereits im vergangen Jahr war sie bei den Festspielen zu Gast, da noch mit Christian Kohlund, ihrem Schauspielpartner aus der Serie „Zürich-Krimi“. 

Michael O`Ryan, Ina Paule Klink und Wayne Jackson (v. l. n. r.) 

Nun stand sie mit ihren musikalischen Begleitern Wayne Jackson (Gitarre, Gesang) und Michael O’Ryan (Kontrabass) auf der Bühne und sorgte mit ihren Songs für einen wunderbaren Abend in der Abtei. 

Ihr Lieder sind oft tiefgründig, handeln von der Liebe ebenso, wie vom Verlassen und vom Loslassen. Bewegend, wenn sie vom plötzlichen Tod eines Freundes erzählt, von dem sie sich nicht mehr verabschieden konnte. Mit „Du fehlst mir!“ - hat sie ihm einen Song gewidmet und man fühlt mit ihr, wenn sie das Stück mit sehr viel Emotionen vorträgt. Es sind viele vertrauliche Dinge, die Klink an dem Abend ihrem Publikum gegenüber preisgibt. Aber sie bringt es auch zum Lachen. Vor allem dann, wenn sie von der Bühne herabsteigt und sich zwischen die Zuschauer setzt um mit ihren zu plaudern. 

Klink - natürlich und authentisch - so war sie im Programm angekündigt. Und es wurde nicht zu viel versprochen! Ein wunderbarer Abend vor der alten Abtei in Rommersdorf.

GREAT VOICES IN JAZZ  


Rhine Phillis Jazz Orchestra

Stefan Pfeiffer-Galilea, musikalischer Leiter der Big Band

Sie sind gern gesehene und gehörte Gäste in Rommersdorf. Das Rhine Phillis Jazz Orchestra sorgte am dritten Abend der diesjährigen Festspiele wieder einmal für gute Laune. Die Big Band des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie aus Koblenz unter der musikalischen Leitung von  Stefan Pfeiffer-Galilea präsentierte Standards aber auch neu arrangierte Stücke aus ihrem Repertoire. 

sorgte mit ihrem eindrucksvollen Gesang für musikalischen Hochgenuss, Sängerin und Komponistin Alma Naidu



Aber RPJO kam nicht alleine. Wie fast immer bei ihren Gastspielen in Heimbach-Weis, hatten sie sich hochkarätige Unterstützung mitgebracht. Mit Alma Naidu, einer herausragenden und bereits preisgekrönten Sängerin der deutschen Jazzszene, sorgten Orchester und Solistin für Hörgenuss vom Feinsten. 

die Musiker der Big Band brillierten mit ihren Soli


Die 1995 in München geborene Alma Naidu präsentierte Stücke ihres neuen Albums 'REDEFINE’ OUT NOW!. Stimmgewaltig und hochmusikalisch sorgte sie für einige Gänsehaut-Momente an diesem lauen Sommerabend im Englischen Garten der Abtei. 

Aber auch die Musiker des Orchesters konnten ihre außergewöhnliche Musikalität unter Beweis stellen. Ob Saxophonist, Hornist oder Gitarrist, sie alle zeigten mit Solo-Einlagen, was für brillante Instrumentalisten sie sind. 

Das Publikum war begeistert und bekam nach anhaltendem Applaus auch seine Zugabe.

Entspannt vor dem Auftritt, Ulrike Kriener im Kräutergarten der Abtei

Ulrike Kriener - "Und wenn es Liebe wär'...?" 

Fünfzehn Minuten vor Beginn der Veranstaltung ist von Lampenfieber bei Ulrike Kriener nichts zu spüren. Beim Fototermin im Kräutergarten der Abtei zeigt sie sich begeistert vom einmaligen Ambiente, vor dem sie an diesem Tag ihr Publikum unterhalten will. Sie hat gute Laune und lacht immer wieder. Das gehört zu ihrem „Aufwärmprogramm“. Und der Funke springt schnell über, wenn sie mit ihrer Lesung im Chorschiff der Abtei beginnt. Geschichten von Elke Heidenreich, Anna Gavalda und Doris Dörrie, die sich meist mit Beziehungen zwischen Frauen und Männer beschäftigen. Aber es ist nicht nur eine Lesung. Ulrike Kriener schafft es, ihre Texte so vorzutragen, dass man unweigerlich in die Geschichte hineingesogen wird. Viele Facetten der Liebe und der Beziehungen, in denen sie eine Rolle spielt, sind Gegenstand der Geschichten an diesem Abend. 

Geschichten von Frauen und Männern, mit allem was dazu gehört, liest Ulrike Kriener im Chor der Arbeit


Wunderbar ihre Interpretation eines Textes von Anna Gavalda. "La Grenouille" (Die Kröte) aus dem Buch "Zusammen ist man weniger allein“ erzählt von unterschiedlichen Sehnsüchten eines Paares und daraus entstehenden Konflikten. Trotzdem mit Humor, einer Brise Ironie und doch immer auch wieder auf der Suche nach der Gemeinsamkeit. Treffend der Titel des Abends: „Und wenn es Liebe wär'…?“. 



sieben hervorragende Musiker, Ensemble Classique

Brassissimo - Ensemble Classique

Ein musikalisches Highlight im Englischen Garten der Abtei Rommersdorf. Von Mozart bis Bernstein! Geboten von sieben ausgezeichneten Musikern. Das Ensemble Classique aus Baden-Württemberg zählt zu den herausragenderen Ensembles dieses Genres weltweit. Alle sieben Musiker sind Könner ihres Fachs und boten an diesem heißen Sommerabend ihrem Publikum einen besonderen Hörgenuss. 


trotz großer Hitze im Englischen Garten in bester Spiellaune


Ob die für Bläser vertonte berühmte Arie der Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte oder „Maria“ aus Leonard Bernsteins West Side Story. Das Ensemble verfügt über ein breites und vielschichtiges Repertoire. Standen im ersten Teil noch eher klassische Stücke im Vordergrund, wie zum Beispiel auch Interpretationen des Feuervogels oder ein Thema aus dem Schwanensee, waren es im zweiten Teil überwiegend moderne Musiknummern, neben Bernstein unter anderem von Duke Ellington. Musik auf dem allerhöchsten Niveau und ein Abend zum Genießen! 


 Jürgen Grünwald (links) von der Vor-Tour der Hoffnung  und Gerhard Grün (rechts) von der Sparkasse Neuwied bei der Scheckübergabe vor dem Konzert


Wie seit vielen Jahren üblich, unterstützt die Sparkasse Neuwied durch eine großzügige Spende einen Konzertabend während der Festspiele in Rommersdorf. In diesem Jahr war es dieser Abend mit dem Ensemble Classique. Gerhard Grün vom Vorstand der Sparkasse Neuwied konnte an Jürgen Grünwald, dem Gründer der Idee der VOR-TOUR der Hoffnung, zu Gunsten krebskranker Kinder und Jugendlicher.




Barbara Auer und Walter Sittler

Barbara Auer und Walter Sittler 

"Unsere Seelen bei Nacht"

Es ist schon eine gute Tradition, dass bekannte deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler während der Festspiele in Rommersdorf zu Gast sind und dabei meist für ein ausverkauftes Haus sorgen. So auch bei Barbara Auer und Walter Sittler. Sittler ist nicht zum ersten Mal in der Abtei, aber immer wieder zieht er mit seiner charmanten Art zu erzählen das Publikum an. Barbara Auer, an diesem Abend an seiner Seite, ist eine kongeniale Partnerin. 

Beide lesen aus dem Roman des amerikanischen Schriftstellers Kent Haruf "Unsere Seelen bei Nacht". Eine bewegende Geschichte von der Sehnsucht nach Nähe zweier Menschen die im Alter alleine sind.  Sie reden, erzählen sich aus ihrem Leben. Einfach nur Beisammensein. Aber Konventionen und Argwohn machen es ihnen nicht leicht. Nachbarn und sogar die eigenen Familienangehörigen missbilligen die Beziehung. 

Kongeniale Partner auf der Bühne der Abtei Rommersdorf



Schwere Kost, könnte man meinen. Aber Auer und Sittler tragen die Geschichte einfühlsam, ohne große Gesten oder Theatralik vor. Die Dialoge der beiden Protagonisten im Roman ziehen das Publikum in ihren Bann. Man wird scheinbar Zeuge der Gespräche von Addie und Louis, diesem älteren Paar, ihrer Gefühle, Sehnsüchte und Ängste.

Ein berührender Abend im Chorschiff der Abtei.


Drei Freunde, drei Tenöre "O Sole Mio

hatten sichtlich Spaß bei ihrem Konzert, Sigrid Althoff, Stefan Lex, Michael Kurz und Thomas Heyer (v. l. n. r.)


Ohne sie sind die Rommersdorf Festspiele inzwischen kaum noch denkbar. Michael Kurz, Stefan Lex und Thomas Heyer, die drei Tenöre, gehören zusammen mit der Pianistin Sigrid Althoff zu einem der gefeierten Höhepunkte der Festspielreihe in der Abtei. Mag sein, dass der Heimbach-Weiser Michael Kurz viele Menschen aus seinem Heimatort zu diesem Konzert lockt. 

Drei Freunde, drei Tenöre und eine hervorragende Pianistin vor der beeindruckenden Kulisse des Chorschiffs der Abtei Rommersdorf

Aber bei Gesprächen vor der Veranstaltung und in der Pause erzählen Besucherinnen und Besucher, dass sie von weit her angereist sind. „Wir sind fast zwei Stunden mit dem Auto gefahren“, erzählt eine Frau, „wir haben schon soviel von den Drei Tenören gehört und wollten es selbst einmal erleben“! Das Chorschiff der Abtei ist bis auf den letzten Platz gefüllt und die rund 320 Gäste bekommen das, was sie erwartet haben. Die vier hervorragenden Musiker bieten ihrem Publikum bekannte und weniger bekannte Arien aus Oper und Operette. Von Guiseppe Verdi, über Friedrich von Flotow bis zu hin zu Richard Wagner ist alles dabei, was das Herz begehrt. Mit jedem Stück wird die Stimmung (und die Stimme) lockerer, sowohl der Musiker als auch beim Publikum. Stefan Lex moderiert neben seinen Gesangseinlagen in charmanter Weise und manchmal mit einem kleinen Schuss Selbstironie. Er schafft es daher auch, fast das gesamte Publikum dazu zu bringen, Verdis „Va, pensiero“ mitzuzsingen, der berühmte Gefangenenchor aus der Oper Nabucco. Natürlich darf auch die Arie aller Arien nicht fehlen, „Nessun dorma“ aus Giacomo Puccinis Oper Turandot. Sie sollte den Abschluss den Konzertabends bilden, eigentlich! Aber die Begeisterung des Publikums und der offensichtliche Spaß der Musiker führten noch zu einer ganzen Reihe von Zugaben, unter anderem dann auch "O Sole Mio", dem eigentlichen Titel des Konzertabends in der Abtei Rommersdorf . Und die drei Tenöre? - sie versprachen im nächsten Jahr wiederzukommen! 


(Fotos Wolfgang Hartmann)